Auf der Polizeiwache

Auf der Polizeiwache wurden Jurij und ich in verschiedene Räume gesperrt. Als ich von einem Beamten verhört wurde, führte niemand Protokoll. Als der Beamte herausging, kam ein gut gelaunter Zivilist herein. ‘Ich habe mit dem Polizeiapparat hier nichts zu tun‘, lächelte er loyal. ‘Ich bin hier vorbeigekommen, um den Vorgang schriftlich zu fixieren. Was war los? Habt ihr Aufkleber geklebt? Du kannst es ruhig zugeben. Keiner wird etwas erfahren. Ich bin nicht gegen euch!‘
‘Wir haben nichts geklebt!‘, antwortete ich. Als der Beamte zurückkam, sagte er zu dem Zivilisten: ‘Lass es, sie hat schon verstanden‘.
Der Mann in Zivil bezeichnete unsere Handlungen als Blödsinn und ging weg. Der Polizist und ich schwiegen uns lange Zeit an. Da ich nicht vorhatte, mit diesem Bediensteten des Systems den Rest meines Lebens zu verbringen, forderte ich einem Anwalt. Mir wurde vorgeschlagen, ohne Anwalt und Protokoll zu reden. Ich bestand auf einen Anwalt und die Klärung meiner Rechte.
Der Beamte sagte nur: ‘Du hast zu viele amerikanische Krimis gesehen. Bei uns ist noch alles wie früher.‘ Ich weigerte mich irgendwelche Aussagen ohne Protokoll zu machen. Eine Stunde später – vielleicht auch länger – überreichte man mir ein Papier, auf dem meine Rechte geschrieben waren. Dann fing eine Belehrung an, dass das Ganze hier kein Spaß wäre, dass ich selbst an meinem Schicksal Schuld trage, dass ich das gleiche Schicksal erleiden würde wie ein Freund von mir, der vor 15 Tagen verhaftet wurde und niemals eine Ausbildung machen könne, falls ich mich nicht einsichtig zeige. Ich sei eine Idiotin, die ihr Leben selbst kaputt mache, meinte der Beamte. Es gäbe aber noch eine Chance: ich solle mir alles noch mal überlegen und ehrlich sagen, dass ich meine schlimmen Taten bereue und versuchen werde, alles rückgängig zu machen. Ich sollte in Zukunft freiwillig für die Polizei arbeiten und ihr Informationen liefern.
‘Ich sehe keinen Sinn, dieses Gespräch weiter zu führen‘, unterbrach ich den Polizisten. Komischerweise beeindruckte mich der Polizeibeamte nicht, ich hatte keine Angstgefühle, ganz im Gegenteil, mir kam alles lustig vor.

Diese Leseprobe stammt aus „Ein bisschen Freiheit vielleicht?“