Geburtstag in Kaliningrad

Am nächsten Morgen fuhren sie mit zwei Autos. Anastasias Vater hatte sie eingeladen die Ostsee zu besuchen und das Örtchen Nidden, das auf einer Halbinsel an der Grenze zu Litauen lag. Sie brauchten eine Sondergenehmigung für das Gebiet an der Nehrung. Der Vater zahlte die Gebühren und sie durchfuhren die Sperrzone. Sie wanderten durch ein Waldgebiet zu einer der größten Dünen Europas. Sie war für Fremde verboten. Sie kamen durch ein Vogelschutzgebiet und machten Rast in einer Forschungsstelle, wo sie von einem Ornithologen unterrichtet wurden. Der kürzlich verstorbene Heinz Sielmann, der älteren deutschen Fernsehzuschauern durch seine Tierdokumentationssendungen bekannt ist, hatte hier geforscht, was in der Forschungsstation auf alten Fotos dokumentiert war. Sie bestiegen die Düne und schauten weit auf die blaue, im Dunst liegende Ostsee, sie zogen die Schuhe aus, liefen mit bloßen Füßen durch den Sand, hinterließen ihre Spuren und es schien ihm ob der Unberührtheit der Natur, als wenn er seine Abdrücke für die Ewigkeit hinterließ. Sie fotografierten und filmten. Er wandte sich von der Gruppe ab, wollte allein sein und schämte sich seiner Spuren im Sand, die die Reinheit der Natur befleckten.

Diese Leseprobe stammt aus „An den Ufern eines Flusses“